Der gelbe Wein
Eine Spezialität des Jura, nur in kleinen Mengen erhältlich, erzeugt mittels einer Produktionsweise, die aus der Zeit gefallen scheint. Die Regelungen zum Vin Jaune sind sehr strikt: Nur Savagnin kommt als Rebsorte zum Einsatz, der Wein erfährt monatelange Gärung und oxidativen Ausbau, das heißt Sauerstoff bekommt reichlich Zugang zum unfertigen Rebensaft. Andernorts kann das sehr schnell in ein Desaster münden, die spezielle Hefekultur in den Weinkellern des Jura lässt an der Oberfläche des Weins im Holzfass eine graue Florhefeschutzschicht wachsen, die den Wein in Folge nur mehr eingeschränkt der Oxidation aussetzt. Das sieht ziemlich unappetitlich aus, die spezielle Umgebung lässt aber sehr intensive Geschmacksnoten nach Nüssen und exotischen Gewürzen entstehen. Da nicht wie sonst üblich die Verluste durch Verdunstung mit Wein aus anderen Fässern ausgeglichen wird, entschwinden bis zu 40 % der Menge. Das drückt sich auch in der speziellen Flaschenform namens Clavelin mit 0,62 Liter Inhalt aus. Erst 6 Jahre und 3 Monate nach der Lese darf der Wein als „Vin Jaune“ in den Handel kommen. Lange, aufwändige Reifung, viel Schwund, der hohe Preis wird verständlich.
Wieder eine kleine Warnung: Den durchschnittlichen Weinkonsumenten schrecken Geruch und Geschmack zunächst garantiert ab. Bitte nicht entmutigen lassen, sondern tapfer probieren. Für Sherry-Trinker sollte die Übung einfacher zu lösen sein.
Amélies Savagnin von alten Reben liefert als Vin Jaune einen intensiven Geruch aus dem Heimwerkerkeller. Keine Sorge, das vergeht zusehends und entwickelt sich zu dem angenehmen Aroma eines Presskuchens aus der Apfelmostpresse. Am Gaumen finden sich nussig-herbe Honigtöne, umgeben von präsenter Säure und ein lang anhaltendes Mundgefühl.
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